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plug-in

Fremde Musik entdecken:
Expeditionen in den Konzertsaal
Ein Gemeinschaftsprojekt von Büro für Konzertpädagogik und musikFabrik. In Zusammenarbeit mit WDR 3 („Papageno – Musik für Kinder“) und WDR 5 ("Lilipuz - Radio für Kinder"), dem Campus-Radio Köln, dem Konzerthaus Dortmund, der Diakonie Michaelshoven und zahlreichen Schulen in und um Köln.
Referentinnen und Referenten u.a.: Kornelia Bittmann, Ortrud Kegel, hans w. koch, Bernhard König, Alexandra Naumann, Julia Wienecke (= Büro für Konzertpädagogik); Christine Chapman, Melvyn Poore, Peter Veale, Dirk Wietheker (= musikFabrik). Organisation: Anke Eberwein und Lukas Hellermann.
Gefördert vom Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen e.V. und vom Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport NRW (2002), vom Deutschen Musikrat (seit 2003) sowie von der Stiftung RheinEnergie (seit 2007).
 

 

plug-in macht neugierig auf fremde Musik: Nicht belehrend, besserwisserisch, bildungsbeflissen, sondern als spielerische Entdeckungsreise auf unbekanntes Terrain. Kinder und Jugendliche begegnen einer ihnen unbekannten Musik: "Unerhörten" Stücken von zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten.

plug-in startete 2002 als mehrjähriges Kooperationsprojekt von musikFabrik und Büro für Konzertpädagogik und ist, anders als der Klassiker "Reponse", eine genuine Eigenentwicklung. Einen grundlegenden Blick hinter die Kulissen konzertpädagogischer Arbeit bietet der Dokumentarfilm "plug-in" von Wasliki Noulesa.

 

Das Konzept
Übersicht der Projekte seit 2002
Zur Entstehungsgeschichte
Unser Projektpartner: Die musikFabrik
Weitere Materialien und Informationen


 

 

Übersicht der Projekte seit 2002

2002: WINDRICHTUNGEN. Mauricio Kagel: Die Stücke der Windrose.

Ohne inhaltliches Vorwissen, aber professionell ausgestattet mit Mikrophonen und Aufnahmegeräten des WDR besuchten achtzehn 10-13jährige Schülerinnen und Schüler im Frühjahr 2002 eine Aufführung von Mauricio Kagels Kammermusikzyklus Die Sücke der Windrose im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen. Noch vor Ort wurden der Komponist, das Publikum und mehrere Interpreten interviewt. Auf den Konzertbesuch folgte eine mehrwöchige Recherche- und Produktionsphase, an deren Ende sechs Hörfunk-Features standen, die von den Schülern selbst konzipiert und gestaltet wurden und im Rahmen der WDR-Wendung „Papageno“ gesendet wurden: Kleine Reportagen und Kurzhörspiele, die Motive aus Kagels musikalischem Denken aufgriffen und spielerisch weiterentwickelten. (mehr Info...)
 

 

2003: MUSIKALISCHE EXPEDITIONEN. Mauricio Sotelo: Chalan

Rund 150 Schüler aus Nordrhein-Westfalen zwischen 13 und 18 Jahren begaben sich auf Forschungsreise in unbekannte Gefilde: Auf das teilweise unwegsame Gebiet der zeitgenössischen Musik. Durch Übungen im Unterricht mit geschärftem Beobachtungs-Vokabular bestens ausgerüstet, hieß es für die Schüler, Mauricio Sotelos "Klangreise", sein Werk Chalan, mit allen Sinnen aufzunehmen und das Konzertgeschehen haargenau zu beobachten. (mehr Info...)

 

2004 (1): MUSIKALISCHE BILDERRÄTSEL. David Sawers: Rebus

Bilderrätsel sind das Thema der Komposition Rebus von David Sawers. Und auch der Konzertbesuch selbst wird in diesem plug-in-Projekt zu einem gemeinsam zu entschlüsselnden Rätsel: Aus fragmentarischen Beobachtungen und Höreindrücken, die die Schülerinnen und Schüler während des Konzertes protokolliert haben, setzt sich in der Nachbereitung schrittweise ein Gesamtbild zusammen. (mehr Info...)

 

2004 (2): PROBENBESUCH BEI HEINER GOEBBELS. SchülerInnen als Radioreporter
 

Schülerinnen und Schüler eines 13er-Grundkurses Musik am Kölner Humboldt-Gymnasium interviewten im Rahmen eines Probenbesuches den Komponisten Heiner Goebbels. Für den Kölner Hochschulesender Kölncampus entstand anschließend auf Grundlage dieses Interviews ein Komponistenportrait, das die jugendlichen Autoren mit eigenständigen Recherchen anreicherten.
Das Konzert: Red Run von Heiner Goebbels im Rahmen des Konzertes am 24. Oktober 2004 (musikFabrik im WDR).

 

2005 (1): MOONDOG'S SHELTER. Michael Gordon, Julia Wolfe und David Lang: Shelter

In Kooperation mit Philharmonie Essen, Gustav-Heinemann-Gesamtschule Essen (Kl. 11), Gesamtschule Gummersbach (Grundkurs Musik). Gefördert aus Mitteln des „Konzert des Deutschen Musikrates“. Zwei Lehrerfortbildungen bieten spielerische und theatralische Zugänge zu einem Konzert mit Werken von Michael Gordon, David Lang und Julia Wolfe (musikFabrik im WDR). Darauf aufbauend entwickelten einige der beteiligten Lehrer mit ihren Schülern kurze Straßenmusikaktionen, die einen Tag vor dem Konzert in einer Kölner Fußgängerzone vorgeführt wurden und damit zugleich für das Konzert warben.
 

 

2005 (2): WAS IST EINE MUSIKFABRIK? SchülerInnen als Radioreporter

Ohne inhaltliches Vorwissen, aber stattdessen ausgestattet mit Aufnahmegeräten, Protokollbögen und einem einführenden Radioworkshop, haben sich Schülerinnen und Schüler aus Köln-Brück auf Expedition in eine "Musikfabrik" begeben. Was sich hinter diesem Namen verbirgt, das mussten sie selbst herausfinden – und stießen dabei auf erstaunliche Entdeckungen: Ein Windrad, das vor 80 Jahren einen Konzertskandal verursacht hat. Musiker aus ganz Europa, die sich zusammenfinden, um 140 mal den gleichen Ton zu spielen. Und Komponisten, die keine Popmusik schreiben - die aber auch keine gepuderten Lockenperücken tragen! (mehr Info...)

 

2006: AUF DEN SPUREN DES KOMPONISTEN LUC FERRARI. Jugendliche als Komponisten und Konzertmoderatoren

Mehrwöchiger Workshop zum Thema live-Elektronik für Jugendliche zur Vorbereitung der Aufführung eines eigenen Stückes im WDR. Eine weitere Gruppe Jugendlicher bereitet eine Einführung zu einem Werk von Luc Ferrari vor, das am 27. August auf dem Konzertprogramm stehen wird. Zusätzlich findet eine Lehrerfortbildung zum Thema Elektronische Musik im Unterricht statt.

 

 

2007 (1): WENN DIE KLÄNGE FLIEGEN LERNEN. Klangerkundungen und elektronische Musik

Eine spannende Reise, die die 34 Kinder der 4. Klasse da unternehmen: Ihre Namen wurden zu fliegenden Bällen oder rhythmischen Stolperfallen, das Klassenzimmer und seine Einrichtung zu einem gigantischen Orchesterfundus. Erkundungsteams haben im und um das Schulhaus Klänge gesammelt, aber auch "normale" Musikinstrumente wurden zu Forschungsgegenständen. Angeleitet von vier Musikern des Ensembles musikFabrik (Peter Veale, Oboe; Christine Chapman, Horn; Melvyn Poore, Tuba + Elektronik, Dirk Wietheger, Violoncello) und den beiden Mitarbeitern des Büros für Konzertpädagogik (Ortrud Kegel und hans w. koch) arbeiten die Kinder auf ein eigenes Konzert hin. Dabei spielen auch elektronische Möglichkeiten der Klangverbiegung eine besondere Rolle: das Mikrophon als Mikroskop, Lautsprecher, zwischen denen die Klänge hin- und herwandern, Klänge die plötzlich rückwärts laufen und Stimmen, die sich verwandeln...

 

2007 (2): MUSIKSPIELE.

Mit seinem Titel „GAMES“ liefert das 19. Konzert der Reihe „musikFabrik im WDR“ am Pfingstmontag, 28. Mai 2007 eine dankbare inhaltliche Vorlage: Das Thema „Spiele“ hat auch ein Kompositionsworkshop im Vorfeld des Konzertes aufgegriffen. Rund einhundert Dritt- und Viertklässer der Katholischen Grundschule Frankenforst (Bergisch Gladbach) konnten in den zurückliegenden Monaten erleben, was es heißt, sich selbst Musik auszudenken. Gemeinsam mit Bernhard König und Julia Wieneke vom Büro für Konzertpädagogik sowie der Hornistin Christine Chapman vom Ensemble musikFabrik haben sie eigene „Musik-Spiele“ erfunden.

 

2007 (3): INSTRUMENTENBAUWERKSTATT. Röhren, Schläuche, Pappe zum Klingen bringen

Eine Woche lang beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4b der KGS Olpener Straße unter der Anleitung von Peter Ausländer und Stefan Roszak mit der Herstellung und Handhabung einfachster Musikinstrumente und Klangerzeuger. Dabei entwickelten sie auch so ungewöhnliche Instrumente wie Plastikschlauchoboen, Joghurtbecher-Waldteufel, Einsaitgeigen und Coladosen-Okarinas.

 

2007 (4): TEMPO, TEMPO. Rasende Reporter und schnelle Musik.

35 Schülerinnen und Schüler der KGS Pulheim-Stommeln schlüpfen in die Rolle von Radioreportern und setzen sich mit der Komposition Rush Hour in Celestial Streets von Martin Smolka (UA) auseinander. Die erarbeiteten Reportagen wurden im Rahmen einer einstündigen Sondersendung der Reihe „Lilipuz“ auf WDR 5 ausgestrahlt. (mehr Info...)

 

2008: OVER THE OCEAN. musikFabrik trifft Maul & Trommel

Um "Hoffnung" geht es in dem Streichtrio von Karlheinz Stockhausen, das am 31. August 2008 von der musikFabrik posthum uraufgeführt wurde. "Hoffnung" war auch das Thema des plug-in-Projektes mit dem Ensemble "Maul & Trommel" der Diakonie Michaelshoven. Peter Veale (Oboe) und Melvyn Poore (Tuba) von der musikFabrik sowie Alexandra Naumann (Gesang) und Bernhard König vom Büro für Konzertpädagogik besuchten die geistig behinderten MusikerInnen seit Jahresbeginn 2008 regelmäßig in Michaelshoven, um sich in ihr stimmliches und expressives Repertoire reinzuhören und gemeinsam mit ihnen zu improvisieren. (mehr Info...)

 

2008 (2): METAMORPHOSEN

Michaeli Schule – Freie Waldorfschule (Köln, Südstadt). Projektleitung: Julia Wieneke, Bernhard Selbach, Melvyn Poore, Peter Veale. Lehrerin: Karen Piene

 

2008 (3): MORGEN, KINDER, WIRD WAS TÖNEN. Familientag in der Musikfabrik

Nikolaus mal ganz anders: Öffentliche Generalproben, gemeinsame Klangerkundungen und verschiedenste musikalische Mitmachaktionen – darunter eine selbstgemalte „unendliche Partitur“, zu der jeder Besucher etwas beitragen kann, und die am Schluss von den Musikern des Ensembles zur Uraufführung gebracht wird.
Zusätzlich zu den zahlreichen Mitmach-Möglichkeiten werden in Film- und Hörbeispielen die Highlights aus den Schulprojekten der letzten zwei Jahre präsentiert: Hier kann man Kölner Schulklassen im Recherche-Einsatz als Radioreporter erleben oder hinter die Kulissen eines schulischen Musikworkshops schauen.

 

2009: LIEBLINGSLIEDER. SchülerInnen als Radioreporter

In Zusammenarbeit mit WDR 5, Lilipuz - Radio für Kinder. Schülerinnen und Schüler der Kölner Gemeinschaftsschule Garthestraße in Köln wurden von Bernhard König als "Liederreporter" ausgebildet, führten eine Straßenumfragen durch und besuchten eine Probe der musikFabrik. Entstanden ist dabei eine eigene Themensendung zum Thema "Lieblingslieder".

 

 

plug-in: Das Konzept

Der konzertpädagogische Grundgedanke von plug-in: Ohne jegliche Vorinformation werden Jugendliche mit einer für sie fremden und befremdlichen Musik konfrontiert. Anstatt dass sie vorab erklärende Hör- oder Verständnishilfen erhalten, schlüpfen sie in eine fragende und forschende Rolle. Sie begegnen dieser Musik mit ihren eigenen Fragen, ihrer eigenen Neugierde, Aufgeschlossenheit oder Skepsis. Wenn die eigenen Beobachtungen und Eindrücke vom Konzerterlebnis einen individuellen und kreativen Ausdruck gefunden haben, wird in einer sachkundig angeleiteten Nachbearbeitung weiter recherchiert, vertieft und geforscht: Warum muss diese Musik so klingen, wie sie klingt? Wie wurde sie gemacht? Und was hat sich der Komponist eigentlich dabei gedacht? Wo gerät man hin, wenn man sich darauf einlässt, diesen Gedanken zu folgen?
 

 

Zur Entstehungsgeschichte

Ein neues Konzept von Konzertpädagogik

Die Arbeit des Büros für Konzertpädagogik stand in den Anfangsjahren stark unter dem Einfluss der englischen Response-Projekte: Schülerinnen und Schüler nähern sich der Neuen Musik, indem sie selbst komponieren.

Als im Jahr 2001 erstmals die Möglichkeiten einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen Büro für Konzertpädagogik und musikFabrik ins Auge gefasst wurde, lautete der Auftrag an uns: eine Projektform finden, die zwar ebenfalls handlungsorientiert ist, sich aber vom Response-Ansatz deutlich unterscheidet. So entwickelten wir ein zur damaligen Zeit gänzlich neuartiges konzertpädagogisches Modell: Jugendliche werden ohne jegliche Vorinformation mit einer für sie fremden und befremdlichen Musik konfrontiert. Anstatt dass sie vorab erklärende Hör- oder Verständnishilfen erhalten, schlüpfen sie in eine fragende, distanziert-forschende Rolle. Zum Beispiel, indem sie als RadioreporterInnen eigenständig das Geschehen und die Hintergründe rund um ein Konzert recherchieren.

 

Ein Paukenschlag: Das Pilotprojekt 2002

Am Anfand stand ein kleiner Paukenschlag: 2002 zu Mauricio Kagels Stücken der Windrose gelang der musikFabrik und dem Kölner Büro für Konzertpädagogik, ein ganzes Netzwerk von Kooperationspartnern mit ins Boot zu holen, die – aus je unterschiedlichen Motiven – vor Motivation förmlich sprühten: Die musikFabrik, der mit Hinblick auf die damals neu anvisierte Konzertreihe musikFabrik im WDR daran gelegen war, deutliches konzertpädagogisches Profil zu zeigen. Dem frisch gegründeten Konzerthaus Dortmund, das mit diesem Projekt seinen konzertpädagogischen Einstand gab. Und die WDR-Sendung „Papageno – Musik für Kinder“, die, ganz im Gegenteil, kurz vor der (gänzlich unverdienten) Abwicklung stand und deren Redakteurin Ulrike Gruner sich gerne dazu verführen ließ, noch einmal unter Beweis zu stellen, dass auch Kinder Qualitätsradio verdient haben.
 

So war dieses Pilotprojekt in Sachen Finanzen und verfügbarer Studiozeiten äußerst großzügig ausgestattet, und entsprechend opulent gerieten die Ergebnisse: Sechs kleine Musik-Features – von der Straßenumfrage („Wie berühmt ist ein berühmter Komponist?“) bis zum satirischen Kurzhörspiel („Kaufen Sie Süden!“) – in denen die TeilnehmerInnen des Radioworkshops sich auf höchst fantasievolle Weise mit Mauricio Kagel und seiner Philosophie von der „Relativität der Himmelsrichtungen“ auseinandersetzten. Und eine CD-Rom mit Unterrichtsmaterial, die eine Fülle von fächerübergreifenden Anregungen (für Musik, Deutsch, Geschichte, Geographie, Theater, Kunst, Religion und Sport) beinhaltet und mit einem ausgeklügelten Navigationssystem nach Jahrgangsstufen und Fächerkombinationen aufschlüsselt.
 

Die Resonanz bei den beteiligten Schülern und Lehrern war denn auch überdurchschnittlich positiv. So stürzten sich die jugendlichen Teilnehmer des Radioworkshops mit Feuereifer in ihre Aufgabe und so war die gut besuchte Dortmunder Aufführung der Stücken der Windrose (kein Schülerkonzert wohlgemerkt, sondern eine reguläre Abendveranstaltung) zu zwei Dritteln mit Schülern besetzt, deren Lehrer an unserer Fortbildung teilgenommen hatten.
 

Wie ging es weiter?
 

Nach einem solch fulminanten Einstieg musste in den Folgeprojekten zunächst der Beweis angetreten werden, dass die Konzepte auch bei deutlich abgespecktem Etat tragfähig sind. An die Stelle der CD-Rom trat fortan eine gedruckte Materialmappe, die Radiowerkstatt wurde durch andere Formen der Aufbereitung ersetzt, wobei sich vor allem über das Medium „Lehrerfortbildung“ eine breit gestreute Zielgruppe erreichen ließ. Woran nicht gespart wurde, waren die inhaltliche Substanz und das Erproben neuer konzertpädagogischer Vermittlungsformen.

Zugleich wurde die Vermittlungstätigkeit der musikFabrik fest an die regelmäßige Konzertreihe musikFabrik im WDR gekoppelt, was sich sehr bewährte: Die aktive Präsenz von Schülerinnen und Schülern im Publikum trägt mit zum Profil und zur intensiven und lebendigen Atmosphäre dieser Konzertreihe bei, zugleich garantiert die Programmauswahl mit ihren zahlreichen Ur- und Erstaufführungen auch für die „Stammkunden“ unter den Fortbildungsteilnehmern immer wieder neue konzertpädagogische Impulse.
 

Wann immer sich entsprechende Kooperationsmöglichkeiten ergaben, kehrten wir zur bewährten Form der Radiowerkstatt zurück, denn gerade die Rolle des „Reporters“ macht es für Schülerinnen und Schüler attraktiv, sich neugierig mit einer gänzlich fremden Musik auseinander zu setzen.
 

Von 2007 bis 2009 ermöglichte eine Förderung der Stiftung RheinEnergie, das zunächst nur punktuelle und diskontinuierliche Angebot zu verstetigen und einer größeren Anzahl von Jugendlichen zugänglich zu machen. Eine Kernidee war dabei die aktive Einbeziehung der Musikerinnen und Musiker des Ensembles. Die Musikvermittlungs-Profis vom Büro für Konzertpädagogik zogen sich zunehmend aus ihrer aktiven Rolle zurück, nahmen stattdessen eine supervisorische und beratende Funktion ein und überließen das Praxisfeld den Ensemblemusikern: Hilfe zur Selbsthilfe.

 

Ein vorläufiges Fazit

Alles in allem lässt sich nach den Erfahrungen der letzten Jahre sagen, dass die besondere Stärke in der Fokussierung auf das Konzertgeschehen liegt. Hier scheint plug-in den handlungsorientierten Ansätzen von Response (= selber komponieren als Weg zu einer intensivierten Rezeption) sogar überlegen zu sein – ganz zu schweigen von herkömmlichen Formen der Konzertmoderation, die ganz gewiss nicht annähernd so viel Neugierde und kritisches Interesse zu wecken vermögen. Insbesondere für die (in Sachen „Neue Musik“ sonst wenig empfängliche) Alterststufe der über 13jährigen bietet die Rolle des „Konzertreporters“ die Chance eines ganz eigenen, selbstmotivierten Zugangs.

Dabei lässt sich gerade bei den älteren Schülern immer wieder eine ausgesprochen kritische, teilweise leicht süffisante, manchmal sogar offen ablehnende Haltung gegenüber ihrem „Forschungs-gegenstand“ beobachten. Entscheidend ist – und dies dürfte einer der wichtigsten Unterschiede zu herkömmlichen Formen der Musikvermittlung sein – dass diese Skepsis von unserer Seite in keiner Weise zensiert oder abgewehrt wird. Stattdessen ermutigen wir dazu, die eigene Sicht fundiert zu begründen und journalistisch aufzubereiten – mit dem Ergebnis, dass die Grundskepsis gegenüber einer fremden musikalischen Ästhetik einer differen- zierten und neugierigen Auseinandersetzung nicht im Wege stehen muss, sondern ganz im Gegenteil zu deren Ausgangspunkt wird.

Ein reizvoller Nebeneffekt dieser Vorgehensweise ist, dass dem hermetischen Konzertbetrieb auf diese Weise immer wieder ein Spiegel vorgehalten wird – mancher der Radiobeiträge, die im Rahmen von plug-in entstanden, sind regelrechte satirische Kabinettstückchen.
 

So werden der Anspruch und die konstruktive „Zumutung“, die in jeder ernsthaften konzertpädagogischen Arbeit enthalten sind – Neugierde und Offenheit wecken zu wollen, Kinder oder Jugendliche mit einer für sie fremden Kultur zu konfrontieren – bei dieser Projektform postwendend an die Absender zurückgegeben: an uns Komponisten, Konzertpädagogen und Musiker. Wir als Vertreter(innen) einer eingeschworenen Szene müssen uns in diesem Projekt den Blick von außen gefallen lassen und lernen, an uns fremden Maßstäben gemessen zu werden.
 

 

 


 

 

Unser Projektpartner: Die musikFabrik

Was soll das sein, eine "Musikfabrik"? Ein Grundschüler, der an einem unserer plug-in-Projekte teilnahm, antwortete auf diese Frage: "Da wird Musik gemacht, die es noch nicht gibt." Damit ist eigentlich schon das Wesentliche gesagt. Seit 1990 realisiert die musikFabrik unbekannte, neue und nicht selten eigens erst in Auftrag gegebene Kompositionen. Diese werden nie bloß interpretiert, sondern gemeinsam entwickelt und erarbeitet. Dafür vertraut das in Köln beheimatete internationale Solistenensemble auf die enge Kooperation mit führenden Dirigenten und vor allem mit den Komponisten selbst.

Die Gästeliste der musikFabrik ist so lang wie prominent besetzt: Sie reicht von Mark Andre, Louis Andriessen und Stefan Asbury über Sir Harrison Birtwistle, Péter Eötvös, Heiner Goebbels, Toshio Hosokawa, Rupert Huber, Michael Jarrell, Mauricio Kagel, Helmut Lachenmann, Olga Neuwirth und Emmanuel Nunes bis zu Carlus Padrissa (La Fura dels Baus), Emilio Pomàrico, Enno Poppe, Henri Pousseur, Wolfgang Rihm, Peter Rundel, Rebecca Saunders, Karlheinz Stockhausen, Sasha Waltz und Hans Zender.

Anders freilich als es der Name suggeriert, hat die maßgeblich vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützte musikFabrik keinen Chef. Das basisdemokratische Ensemble verwaltet sich selbst und fällt alle wichtigen Entscheidungen in den eigenen Reihen. Auch und gerade die programmatischen, die der musikFabrik inhaltlich ein einzigartiges Profil geben: Interdisziplinäre Projekte unter Einbeziehung von Live-Elektronik, Tanz, Theater, Film, Literatur und bildender Kunst erweitern die herkömmliche Form des dirigierten Ensemblekonzerts ebenso wie Kammermusik, Gesprächskonzerte und Improvisationen.

Die musikFabrik ist so offen wie ihr Auftrag: Musik machen, die es noch nicht gibt.

 

 

 

Weitere Materialien und Informationen

Dokumentarfilm

Zwei Jahre lang hat die Wuppertaler Filmemacherin Wasiliki Noulesa die konzertpädagogische Arbeit der musikFabrik und des Büros für Konzertpädagogik mit der Kamera begleitet. Entstanden ist dabei ein kurzweiliger Doku-Clip, der die künstlerischen und menschlichen Facetten konzertpädagogischer Arbeit durchleuchtet.

(Der komplette Film zum Anschauen...)

 

Unterrichts-CD-Rom

Im Rahmen des Pilotprojektes 2002 entstand eine Unterrichts-CD-Rom mit dem Titel Windrichtungen.

 

Radiosendungen

Im Rahmen von plug-in entstanden in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk mehrere Radiosendungen, die von Schülerinnen und Schülern mitgestaltet wurden. Die Radiosendungen werden demnächst auf dieser Seite als Audiofiles verfügbar sein.