bonn hoeren
Das Klangkunst-Projekt der Beethovenstiftung Bonn
in Zusammenarbeit mit dem „Stadtklangkünstler“ Sam Auinger und dem Büro für Konzertpädagogik
MUSIK UND KUNST KENNT JEDER. ABER KLANG? STADTKLANG? KLANGKUNST?
2010 erkundete der österreichische Komponist und Klangkünstler Sam Auinger im Rahmen des Projekte s bonn hoeren der Beethovenstiftung für Kunst und Kultur des Bundesstadt Bonn die Stadt. Seine Erfahrungen und Erkenntnisse, die er während des halbjährigen Forschungsaufenthalts machte, flossen ein in die Entwicklung seiner Klanginstallation für den städtischen Raum, die im September in Bonn eröffnet wurde.
Gleichzeitig gestaltete das Büro für Konzertpädagogik mit klangstadt – in der schule vor und nach den Sommerferien mehrere Vermittlungsprojekte mit Schülern und Lehrern an Bonner Schulen.
Das auf drei Jahre angelegte Klangkunstprojekt legte 2010 den Focus auf das Hören und Verarbeiten von Klängen, die in der Stadt Bonn selbst zu finden sind. Hierbei erkundeten Kinder und Jugendliche hörend ihre Stadt. Sie wurden sensibilisiert für Klänge, die üblicherweise – wenn sie denn überhaupt wahrgenommen werden – nicht als ästhetisch hörenswert gelten.
• Hörspaziergänge
Klangspaziergänge in den Rheinauen Wie klingt Bonn? Dieser Frage sind von Juni bis Oktober 2010 Monika Winterson (Musikvermittlerin, Büro für Konzertpädagogik Köln) und Dr. Bram Gätjen (Akustiker) mit verschiedenen Schulklassen in den Bonner Rheinauen nachgegangen. In den von ihnen entwickelten Klangexperimenten erforschten Schüler der 5.-7. Klasse in jeweils 90-minütigen Klangspaziergängen die Schallphänomene des Alltags. Insbesondere die Schallentwicklung und die Echowirkung standen dabei im Vordergrund. Das Konzept konnte sich sehen lassen: von Hauptschule bis Gymnasium, von integrativer bis internationaler Klasse – die Nachfrage war groß und die Schulklassen und -formen bunt gemischt. Der Ablauf der Klangspaziergänge blieb dabei immer der gleiche: Nach einer kurzen Begrüßung ging es sofort zu Sache: das erste Hörerlebnis wartete auf die Klasse. Immer in Zweiergrüppchen wurde ein „Blinde-Kuh“-Spiel veranstaltet. Während der Eine mit einem Knackfrosch klickend über die Wiese ging, versuchte der Andere, seinem Partner mit verbundenen Augen zu folgen. In der zweiten Runde wurden die Bedingungen erschwert: Zusätzlich zu der Augenbinde bekam der „Blinde“ noch einen Ohrstöpsel. Nun zeigte sich, wie sehr der Mensch seine zwei Ohren für das räumlichen Hören braucht: die Schüler konnten das Knacken nicht mehr genau lokalisieren und dem Geräusch somit nicht mehr eindeutig folgen. Häufig mussten sie stehen bleiben und sich neu orientieren. Die Schüler zeigten sich überrascht von der starken Wirkung des Spiels. Fast alle berichteten anschließend, sich nur mit einem Ohr unsicher und orientierungslos gefühlt zu haben. „Jetzt kann ich verstehen, wie sich ein tauber oder schwerhöriger Mensch fühlen muss!“ sagten einige Schüler hinterher beeindruckt. Die nächsten Experimente drehten sich rund um das Thema Schall. Wie entsteht eigentlich der Schall? Wie breitet er sich aus? Und was ist ein Echo? Akustiker Dr. Bram Gätjen hatte auch auf diese Fragen anschauliche Antworten parat. Unter einer großen Brücke der Rheinauen ließ er Luftballons zerplatzen, um der Schulklasse das dort vorhandene 5-fach-Echo zu demonstrieren. Weiter ging es, mit Besenstielen als Hörrohre bewaffnet, zu einer kleineren Brücke mit einem Metallgeländer. Während an dem einen Ende des Geländers jemand mit seinem Besenstiel aufs Geländer klopfte, lauschten die Schüler am anderen Ende, indem sie ihre Besenstiele auf das Metall hielten. Erstaunt stellten die Schüler fest, dass sich der Schall in festen Materialien viel schneller ausbreitet, als in der Luft – denn der Klang des Klopfens war sofort und ohne Verzögerung bei ihnen zu hören. In einem abschließenden Quiz konnten die Schüler ihr neues Wissen testen und sich mit dem richtigen Lösungswort Ohrstöpsel erspielen. Denn das ist allen bei den Klangspaziergängen klar geworden: auf seine Ohren muss man aufpassen!
• klangplastik . . . beethovens hörrohr . . .
„Das klingt ja wie im Konzert“ Beethovens Hörrohr – Ein Klangkunstwerk der Schneckenklasse Das war neu in dem kleinen Garten der Lutherkirche in Bonn: rund um die aufgestellten Arbeitsbereiche aus Tischen und Werkbänken stapelten sich die unterschiedlichsten Materialien: Möbel, Küchenutensilien, Gefäße und andere Gegenstände - und um die 20 Kinder hämmerten, bohrten und sägten... Im Rahmen des Klangkunst-Projekts „bonn hoeren“ der Beethovenstiftung Bonn fand in der Woche vom 20.-24.09.2010 ein Klangkunst-Workshop in einer Grundschulklasse der Till-Eulenspiegel-Schule statt. Unter der Leitung von Ortrud Kegel (Flötistin, Büro für Konzertpädagogik Köln) und Stefan Roszak (Instrumentenbauer und Klangforscher, UdK Berlin) konzipierten und realisierten die Kinder der Schneckenklasse eine Klangplastik mit selbst mitgebrachten Materialien. Doch was ist denn eigentlich eine Klangplastik? Wie entstehen die Töne bei einer Trommel, einer Flöte oder einer Geige? Und wie kann man mit selbstgebauten Instrumenten am besten Klänge erzeugen? Um den Grundschülern Anregungen für eigene Ideen zu geben, wurden zunächst kleine Klang-Experimente in der Klasse durchgeführt. Am nächsten Tag brachten die Schneckenschüler ihre eigenen Ideen, Skizzen und Bauanleitungen mit, die zu einer großen Plastik zusammengefügt werden sollten. Tag für Tag wuchsen die Einzelteile zu einem Gesamtwerk zusammen und immer mehr neue und kreative Ideen entstanden während des Bauvorgangs. Am Ende jeden Tages fassten die Schüler ihre Erlebnisse und neuen Ideen für den nächsten Tag in ihren Tagebüchern zusammen. Als das Klangkunstwerk schließlich stand, waren die Kinder begeistert: Ein großer Schrank wurde als „Klangkammer“ umfunktioniert, Sprechschläuche und Hörtrichter wuchsen aus dem Kunstwerk, gespannte Saiten und Windspiele erzeugten Klänge und ein riesiger Mast erinnerte an ein Schiff, das jeden Moment bereit ist, in das große „Klangabenteuer“ aufzubrechen. „Ich hab ja schon mal versucht, mit meiner Schwester eine Flöte zu bauen, aber so ein Instrument hab ich noch nie gesehen!“ staunte ein Mädchen der Schneckenklasse. Ein Junge drückte es anders aus: „Das klingt ja wie im Konzert!“ Am 25.09. wurde im Rahmen des alljährlichen Schulfestes die Klangplastik auf dem Schulhof eingeweiht.
• (bonn*) memory space
September / Oktober 2010
Ausgangspunkt war die Auseinandersetzung mit Alvin Luciers Stück (hartford) memory space.
Für eine beliebige Anzahl von Vokalisten und Instrumentalisten (1970) aus: Alvin Lucier: »Reflexionen/Reflections« Edition Musiktexte, Köln 1995.
In vier Workshops für Bonner Oberstufenschüler sollten Klänge in der Umgebung „gesammelt“ und später zu eigenen Musikstücken verarbeitet und zur Aufführung gebracht werden.
Die Leitung hatte hans w. koch (Komponist, Klangkünstler, Büro für Konzertpädagogik Köln)
Weitere Informationen:
... und ein Bericht auf der WDR-Mediathek