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Die Kunst des Begleitens

Neue Zielgruppen in der Konzertpädagogik

Eine Workshopoffensive des Büros für Konzertpädagogik in Zusammenarbeit mit der Addy-von-Holtzbrinck-Stiftung (Stuttgart), der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, B.A.F.F. Reutlingen und media&more Ludwigsburg.
Referentinnen und Referenten: Kai Büchner, Matthias Buck, Jane Dunker, Günter Fischer, Ortrud Kegel, Franz Leander Klee, Alexandra Naumann, Monika Winterson und Christian Zech. Gesamtkonzeption: Bernhard König.

Ist bei Ihnen noch was frei?

Wenn ja, würden wir uns bei Gelegenheit gerne einmal mit Ihnen zusammensetzen. Und Ihnen von Frau Schneider erzählen, die zwölf Stunden am Tag vor sich hinsingt. Oder von Ervin Aller, einem begnadeten Stimmimprovisator mit Downsyndrom. Von Herrn Bohn, der als Jugendlicher jahrelang auf der Flucht war und dabei immer die Ziehharmonika seines Großvaters im Rucksack hatte. Und von Afom Gebremariam, der von Bob Marley gelernt hat, sich in der ganzen Welt zu Hause zu fühlen.

Vier sehr unterschiedliche Menschen, denen Musik extrem viel bedeutet. Vier von Hunderten, denen wir in unseren zurückliegenden Workshops und Projekten begegnet sind und von denen wir vieles lernen durften. Ein Erfahrungsschatz, den wir gerne mit Ihnen teilen würden.

Mit unserer Workshopoffensive „Die Kunst des Begleitens. Neue Zielgruppen in der Konzertpädagogik“ wollen wir zeigen, dass Musikvermittlung sehr viel mehr sein kann, als bloß eine Maßnahme zur Rekrutierung von jungem Publikum. Und dass die Begegnung und der aktive Austausch mit bisher vernachlässigten Zielgruppen eine große Bereicherung für alle Beteiligten darstellen kann – künstlerisch und menschlich.

 

Neue Zielgruppen: Die Idee

Startschuss in Köln: Der Kongress

Angebot 1-3: Musik ohne Behinderung

Angebot 4-5: Neue Töne für alte Ohren

Angebot 6-7: Dialog mit Klassikmuffeln

Termine

Die Referentinnen und Referenten

Accompagnato - Der Film

 

 

Warum neue Zielgruppen? Die Idee

Viele Orchester und Konzertveranstalter verfügen heute über ein hohes Niveau und Knowhow in Sachen „Musikvermittlung für Kinder und Jugendliche“ – eine Entwicklung, an der das Kölner Büro für Konzertpädagogik in den letzten 15 Jahre nicht ganz unbeteiligt war.
Aber wie sieht es eigentlich mit anderen Zielgruppen aus?

  • Sind Kinder und Jugendliche wirklich das vielbeschworene „Publikum von morgen“? Demographisch gesehen sind es die Alten!
  • Warum sieht man so selten geistig behinderte Zuhörer im Konzertsaal? Haben wir Angst, ihr zum Teil sehr unbekümmerten und lebendiger Umgang mit Musik könnte unser Konzertritual stören?
  • Und was ist mit der gewaltigen schweigenden Mehrheit all derer, die klassische oder Neue Musik schlicht uninteressant, nichtssagend oder befremdlich finden? Die lieber Rock, Pop, deutsche Volksmusik oder türkische Raps hören? Gibt es neue Wege, auch sie in den Konzertsaal zu locken und ihnen die Ohren für das dort Gebotene zu öffnen?

Mit unserer Workshopoffensive „Die Kunst des Begleitens. Neue Zielgruppen in der Konzertpädagogik“ wollen wir zeigen, dass Musikvermittlung sehr viel mehr sein kann, als bloß eine Maßnahme zur Rekrutierung von jungem Publikum - gerade dann, wenn die Begegnung und der aktive Austausch mit bisher vernachlässigten Zielgruppen bedeutet: Kulturelle Barrieren überwinden zu müssen. Mit Sperrigkeiten und Andersartigkeiten umgehen zu müssen. Nicht bloß Auf- und Ausführender zu sein, sondern Zuhörer und Lernender.
Die Workshop-Formate, die wir Ihnen hier vorstellen möchten, haben bei aller Unterschiedlichkeit eines gemeinsam: Es geht um die „Kunst des Begleitens“, die Kunst der Begegnung und musikalischen Kommunikation in all ihren Facetten.

 

Startschuss in Köln: Der Kongress

Am 15. und 16. Januar 2011 fand in Köln der Kongress "Die Kunst des Begleitens - Neue Zielgruppen in der Konzertpädagogik" statt. Die beiden Kongresstage standen unter den Titeln "Begegnungen mit geistig behinderten Musikern" und "Innovative Kulturprojekte mit alten Menschen. Unter den Kongressteilnehmern: Konzertpädagoginnen und Konzertpädagogen, Dramaturgen und Musikjounalisten aus ganz Deutschland.

Weitere Informationen zu den Referenten, Kooperationspartnern und zum Ablauf des Kongresses hier im pdf-Format.

 

 

Musik ohne Behinderung

Rockbands, Orff-Spielkreise oder andere integrative musikalische Ensembles mit geistig behinderten Musikern sind heute glücklicherweise keine Seltenheit mehr. Aber wie kann es gelingen, Menschen mit geistiger Behinderung auch an der sogenannten musikalischen „Hochkultur“ partizipieren zu lassen? Welche Möglichkeiten hat der klassische Konzertbetrieb anzubieten, damit sie ihr eigenes Ausdruckspotential, ihre Kreativität und Musikalität entdecken, ausschöpfen und umsetzen können? Was kann ein klassisches Orchester, was ein Neue-Musik-Ensemble dazu beitragen, die immer noch vorhandenen „unsichtbaren Grenzen“ in unserer Gesellschaft abzutragen? Und, last not least, was haben eigentlich die Musiker und Veranstalter selbst von einer solchen Arbeit?

 

 

Angebot 1: Filmvorführung mit Hintergrundgespräch

„Sensationell“, „umwerfend komisch“, „beängstigend expressiv“, „eine kleine Utopie, ein Stück richtiges Leben im falschen“: So urteilte die Presse über das Reutlinger Projekt „Accompagnato“ für Orchestermusiker und geistig behinderte Solisten, das 2009 mit dem erstmals verliehenen Bundespreis für kulturelle Bildung ausgezeichnet wurde.

Der gleichnamige Dokumentarfilm wirft einen Blick hinter die Kulissen und verdeutlicht das faszinierende Potential einer solchen Begegnung.

Für eine Vorführung dieses Films vermitteln wir Ihnen gerne ein moderiertes Hintergrundgespräch mit Musikern und Musikerinnen der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, die aus eigener Anschauung von diesem Projekt berichten können. Auf Wunsch auch mit einem musikalischen Rahmenprogramm, gestaltet von Solisten des Reutlinger Projektes.

 

 

Angebot 2: Einführungsworkshop für Profimusiker

Dieser eintägige Praxisworkshop stellt musikalische Übungen und Spiele für eine Begegnung mit geistig behinderten Zuhörern oder Akteuren vor.

 

 

Angebot 3: Moderierter Begegnungsworkshop

Profimusiker und geistig behinderte Musiker begegnen sich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu einem mehrstündigen Improvisationsworkshop. Erfahrene Referenten moderieren das erste „Beschnuppern“ und unterstützen alle eigenen Gehversuche der Profimusiker durch eine gründliche Vor- und Nachbereitung.

 

 

 

Neue Töne für alte Ohren (ab 2011)

Von Herbst 2010 an werden wir im Auftrag der Stuttgarter Addy-von-Holtzbrinck-Stiftung intensiv der Frage nachgehen: Wie muss eine Musik beschaffen sein, damit sie den Bedürfnissen, Fähigkeiten und stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten hochaltriger Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen und gesundheitlichen Verfassungen gerecht wird? Und wie kann eine „Konzertpädagogik für alte Ohren“ aussehen, die nicht nur an traditionelle, biographisch verankerte Musik anknüpft, sondern auch ganz neue musikalische Erfahrungen ermöglicht?
Ab Frühjahr 2011 werden wir dann erste Ergebnisse und Erfahrungen dieses künstlerischen Forschungsprojekts an interessierte Multiplikatoren weitergegeben.

 

 

Angebot 4: Einführungsworkshop für Profimusiker

Das Publikum überaltert? Wie schön! In unserem Praxisworkshop stellen wir Modelle und Strategien für eine lebendige, aktive Begegnung mit einem Publikum jenseits der Siebzig vor.

 

 

Angebot 5: Moderierter Begegnungsworkshop

Konzertpädagogik im Altenheim: An zwei aufeinanderfolgenden Nachmittagen kommen Profimusiker und musikbegeisterte Altenheimbewohner ins Gespräch und in einen kreativen musikalischen Dialog. Erfahrene Referenten moderieren die erste Begegnung und unterstützen alle Phasen des Workshops mit einer gründlichen Vor- und Nachbereitung.

 

 

 

 

Liederlabor: Profimusiker und Klassikmuffel im künstlerischen Diaolg

Profimusiker eines Orchesters oder Instrumentalensembles begegnen „ganz normalen“ Rock-, Pop- oder Volksmusikhörern, die klassischer oder Neuer Musik wenig abgewinnen können und vielleicht noch nie im Leben einen Konzertsaal betreten haben.
Wichtig dabei: Bei dieser Zusammenkunft geht es nicht um ein einseitiges Lehren und Belehren, Vorführen und Rezipieren. Mit dem „Liederlabor“ haben wir eine neue, in der Praxis sehr erfolgreiche Vermittlungsform für Jugendliche und Erwachsene jeden Alters geschaffen, die intensive Begegnungen auf Augenhöhe ermöglicht.

 

Angebot 6: Einführungsworkshop für Profimusiker und Gäste

Profimusiker(innen) und Multiplikatoren, die an diesem Workshop teilnehmen wollen, müssen eine ungewöhnliche Auflage erfüllen: Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin verpflichtet sich, zum Workshop einen Erwachsenen mitzubringen, der mit Klassik oder Neuer Musik „nichts am Hut hat“. Unser Workshop zeigt Strategien eines künstlerischen Dialoges auf, der unterschiedliche Geschmäcker und Prägungen ernst nimmt und Neugierde auf das wechselseitige Entdecken unbekannter Musik weckt.

 

 

Angebot 7: Fünftägiges Liederlabor mit Werkstattkonzert und Fotoausstellung.

Über eine Woche hinweg erarbeiten Profimusiker eines Orchesters oder Instrumentalensembles zusammen mit jugendlichen oder erwachsenen „Klassikmuffeln“ eine gemeinsame öffentliche Aufführung.
Alle Workshopteilnehmer – die Musiker ebenso wie die externen Gäste – steuern ihre ureigensten musikalischen Erlebnisse, Vorlieben und Abneigungen bei: Lieder und Musikstücke, die in der eigenen Biographie eine Rolle spielten, die an den verstorbenen Großvater, die erste Liebe oder eine abenteuerliche Urlaubsreise erinnern.
Unter professioneller Anleitung werden diese Lieder mitsamt den zugehörigen Geschichten und Erinnerungen musikalisch und fotografisch inszeniert und zum Abschluss des Projektes öffentlich präsentiert. Am Ende haben alle ihren musikalischen Horizont erweitert – die Identifikation mit ungewohnten Klängen und mit der Welt des Orchesters erfolgt ganz nebenbei und wie selbstverständlich.

 

 

 

Termine

Samstag/Sonntag 15. und 16. Januar 2011, ON-Basis Köln

Zweitägiger Kongress „Die Kunst des Begleitens. Neue Zielgruppen in der Konzertpädagogik“.
Im Rahmen von ON-Basis. (Mehr Informationen...)

 

 

 

Die Referentinnen und Referenten

Je nach Themenschwerpunkt steht für die genannten Workshops ein Team von erfahrenen Referentinnen und Referenten zur Verfügung.

Eine Auswahl:

Kai Büchner, Regisseurin und Theaterpädagogin
Studium Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Theater und Ausbildungen in Clowntheater, Neuem Tanz und Kontakt-Improvisation. Inszeniert Kindertheater und Puppenspiele und leitet integrative Theaterproduktionen der Bielefelder Theaterwerkstatt Bethel.

 

Matthias Buck, Geiger
gehört seit 1987 zu den Ersten Violinen der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Daneben regelmäßig im Jazz- und Studiobereich tätig, u.a. als Konzertmeister des German Pops Orchestra. Wirkte 2008 bei Accompagnato mit.

 

Jane Dunker, Fotokünstlerin
Zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen, häufig in Kooperation mit Theatermachern, Musikern und Komponisten. Dozentin für Soziale Fotografie an der Internationale Kunstakademie Heimbach.

 

Günter Fischer, Kontrabassist
Stellvertretender Solokontrabassist bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Mitglied im Bayerischen Kammerorchester und vielseitiger Programmmacher und Konzertmoderator mit eigenen Kinderprogrammen.

 

Ortrud Kegel, Flötistin und Improvisatorin
Mitgründerin des Ensembles Partita Radicale und freie Mitarbeiterin bei der Akademie Off-Theater nrw. Für das Büro für Konzertpädagogik leitete sie zahlreiche kulturelle Schulprojekte und Workshops für Musiktheater und experimentelle Musik.

 

Franz Leander Klee, Komponist und Dirigent
Studium Klavier, Komposition und Dirigieren. Bis 2006 Korrepetitor und Kappellmeister in Düsseldorf und Bern, seither freiberuflich. Regelmäßige Auftritte mit eigener Performancegruppe („dein hackfleisch“).

 

Bernhard König, Komponist und Interaktionskünstler
Kompositionsstudiums bei Mauricio Kagel. Ist Mitbegründer des „Büros für Konzertpädagogik“ und hat das hier vorliegende Workshopprogramm konzipiert.

 

Alexandra Naumann, Sängerin und Gesangspädagogin
unterrichtet Populären Gesang an der Musikhochschule Köln. Gestaltet als Jazzsängerin, Arrangeurin, Komponistin und Bandleaderin viele eigene Produktionen. Als Mitarbeiterin des Büros für Konzertpädagogik seit Jahren in integrativen Projekten aktiv.

 

Monika Winterson (Musikschullehrerin und Dramaturgin)
Studium Musikwissenschaften und Romanistik, arbeitete in Deutschland und Belgien als Dramaturgin, Dozentin für Musikgeschichte, Übersetzerin und Musiklehrerin und leitet eine private Musikschule. Seit 2008 im Team des Büros für Konzertpädagogik.

 

Christian Zech (Gitarrist und Kulturmanager)
Studium Gitarre und Gesang in Darmstadt und Kulturmanagement in Hamburg. Regieassistent und Organisator beim Reutlinger Projekt Accompagnato mit. Seit 2009 Konzertpädagoge der Internationalen Bachakademie Stuttgart.

 

 

 

Accompagnato - Der Film

„Sensationell“ – „umwerfend komisch“ – „beängstigend expressiv“ – „eine kleine Utopie, ein Stück richtiges Leben im falschen“: So urteilte die Presse über das Reutlinger Projekt Accompagnato – Die Kunst des Begleitens für Orchestermusiker und geistig behinderte Solisten – und auch vom Publikum wurde die gemeinsame Produktion der Württembergischen Philharmonie und des Festivals „Kultur vom Rande“ begeistert gefeiert.

Für die mitwirkenden Orchestermusiker wurde diese Begegnung zu einem einmaligen und prägenden Erlebnis – einige von ihnen haben nach Abschluss des Projektes zusammen mit ihren geistig behinderten Partnern weiterführende Kammermusikformationen gegründet.

Aber auch für die Württembergische Philharmonie insgesamt hat sich das Wagnis gelohnt: 2009 erhielt sie von Kulturstaatsminister Bernd Neumann den erstmals verliehenen Bundespreis für kulturelle Bildung.

Als der Filmemacher Alexander K. Müller Anfang 2008 in einer der ersten Proben vorbeischaute, um einige Bilder für einen Festival-Werbespot aufzunehmen, war er von der Arbeit so fasziniert, dass er fortan aus freien Stücken das gesamte Projekt mit der Kamera begleitete und so im Lauf der Zeit selbst ein fester Teil des Ensembles wurde.

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