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Geister! (2006)

Mitmachkonzert mit moderierten Publikumsaktionen
Uraufführung: 11. Juni 2006, Philharmonie Ludwigshafen. KiKo-Ensemble der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Moderation: Andreas Schmid. Komposition, Textbuch und Regie: Bernhard König.

"Das Material der zeitgenössischen Musik feierte Einzug in die kindliche Phantasie. Das war ganz wunderbar."

(Die Rheinpfalz, 13. Juni 2006)


 

Eine mitternächtliche Schlossführung. Ein Kammerdiener stellt den Schlossbesuchern die Ahnengalerie vor: Baron von Gnomius, der Rostige Ritter, das eisige Höllengelächter... Die Hauptdarsteller dieses Konzertes aber sind die Kinder und Erwachsenen im Publikum. Sie lernen im Verlauf des Konzertes, schwerelos über Burgzinnen zu wandeln; sie messen sich mit dem Klopfgeist im Wett-Spuken und sie helfen dem alten Glöckner, die Turmuhr zu schlagen.

 

Programmtext und technische Daten
Beispiele aus dem Textbuch
Pressestimmen

 

 

Geister!: Programmtext

GEISTER !
Ein Mitmachkonzert für Geisterjäger und Gespenstergehilfen
ab acht Jahren von Bernhard König
 

Eine mitternächtliche Schlossführung. Ein Kammerdiener stellt den Schlossbesuchern die Ahnengalerie vor: Baron von Gnomius, der für seine 473 Jahre ganz schön kindisch ist.
Der Rostige Ritter, der meistens bewegungslos in einer Ecke des Turmzimmers steht und nur ganz selten sein Schwert hebt. Und das eisige Höllengelächter, das sogar den alten Kammerdiener noch das Fürchten zu lehren vermag. Die Hauptdarsteller dieses Konzertes aber sind die Kinder und Erwachsenen im Publikum. Sie lernen im Verlauf des Konzertes, schwerelos über Burgzinnen zu wandeln; sie messen sich mit dem Klopfgeist im Wett-Spuken und sie helfen dem alten Glöckner, die Turmuhr zu schlagen. Und wer weiß, ob die Musiker der Staatsphilharmonie ohne den Beistand des Publikums dieses Konzert überhaupt unbeschadet überstehen würden...?

GEISTER! ist ein Mitmachkonzert für Familien oder Schulklassen (ca. 3. bis maximal 6. Schuljahr), bei dem Ensemble und Publikum in einen engen musikalischen Dialog treten.
Dieser Dialog ist in der Partitur gewissermaßen „auskomponiert“. Anders als in herkömmlichen Kinderkonzerten wird hier also nicht eine bereits bestehende Musik durch Moderationen konzertpädagogisch aufbereitet oder durch eine Vermittlungsdramaturgie mit nachträglich ausgewählten Musikstücken kombiniert. Stattdessen sind die Komposition selbst und ihre Vermittlung an das Publikum zwei gleichberechtigte und zusammengehörige Bestandteile ein- und desselben Konzeptes.

Wenn zu Beginn, als eine Art Ouvertüre, das Ensemblestück GEISTERSTUNDE erklingt, wird diese Musik den Zuhörern fremd sein. Wenn das gleiche Stück am Ende des Konzertes in reduzierter Form noch einmal gespielt wird (DAS GANZ GROßE SPUKEN), dann werden die Kinder all seine Bestandteile wiedererkennen und mit ihnen vertraut genug sein, um diesmal selbst mitspielen (sprich: singen, pfeifen, trampeln, flüstern und mit Geräuschinstrumenten „spuken“) zu können.

Eingerahmt durch diese beiden Ensemblestücke, besteht das Programm GEISTER! aus einer Abfolge von kurzen, skurrilen Miniatur-Melodramen und gemeinsamen Mitmach-Aktionen. Jedes dieser Melodramen, die jeweils mit einem Soloinstrument und der Sprechpartie des KAMMERDIENERS besetzt sind, stellt einen merkwürdigen Geist (und mit ihm ein Musikinstrument) vor. Die anschließende Mitmachaktion bezieht sich auf die besonderen Fähigkeiten oder Eigenarten des jeweiligen Geistes und leitet aus ihr eine musikalische Aufgabenstellung ab. So führt beispielsweise der NEBEL DES GRAUENS zu der Aufgabe, Klang als räumliches Phänomen zu erleben und Klänge im Raum zu lokalisieren. BARON VON GNOMIUS, der alles und jeden nachäfft, animiert das Publikum dazu, Sprechrhythmen möglichst exakt zu imitieren. DER ROSTIGE RITTER fordert zu einem Wettstreit zwischen Publikum und Ensemble heraus, wer die „gefährlichsten“ (sprich: synchronsten, rhythmisch exaktesten und dynamisch pointiertesten) akustischen „Schwertschläge“ produzieren kann.
Die Figur des KAMMERDIENERS und die Arbeitsteilung zwischen ihm und einem dirigierenden Moderator sorgen dafür, dass dies alles nicht belehrend daherkommt, sondern unterhaltsam eingebettet ist.

 

 

Besetzung:

Ob / Bkl / Sax (Alt und Ten.) / Fg. / Klavier / Vl. / Vc.
Moderator („Kammerdiener“)
Ein Techniker (bei Bedarf)

 

Dauer:

Ca. 1h 20 min (inklusive Mitmachaktionen)

Zielgruppe:

Familien oder Schulklassen ab ca. 3. Schuljahr bis 6. Schuljahr

 

Der Moderator:

Der Deutsch-Isländer Andreas Helgi Schmid wurde am 09.05.1986 in Darmstadt geboren. Neben Auftritten im darstellenden Bereich und als Klarinettist wirkte er als Schüler in der AG Neue Musik Grünstadt mit (u.a. in Bernhard Königs „Schloss-Spektakel“ für den Amtssitz des Bundespräsidenten).

Nach dem Abitur erfolgt die Aufnahme an der ‚Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst’ in Stuttgart. Seitdem war er in diversen Produktionen auf der Bühne zu sehen (u.a. Wilhelma Theater Stuttgart, zuletzt am Staatstheater Stuttgart in „Woyzeck“), aber auch im Hörfunk (SWR) sowie bei verschiedenen Filmprojekten ist der junge Schauspieler gerne unterwegs.

Seit 2009 erstes Festengagement am Theater Freiburg.




 

 

Geister!: Beispiele aus dem Textbuch

 

 

DER GLÖCKNER

Kurz vor Mitternacht
quält er sich aus dem Bett:
der alte,
müde
Glöckner.

Und dann steigt er die Stufen der Turmtreppe hoch.
Und dann zieht er mühsam das Glockenseil.
Und zieht es zwölf mal.

Doch wenn
es zwölf
geschlagen hat ...
legt er sich wieder schlafen.

 

DER ROSTIGE RITTER

Es lebte einst
ein junger Ritter,
der war
so flink,
dass er im Handumdrehn
alle Gegner besiegte.

Und je mehr
der Ritter siegte,
umso mehr
wuchs seine
Macht.

Und wuchs und wuchs
und irgendwann
konnt’ er sich nicht mehr
bewegen
vor lauter Mächtigkeit.

Die Rüstung rostete ihm ein.
Seither steht er eigentlich nur noch in der Gegend rum
in einer staubigen Ecke des Turmzimmers.
Sehr mächtig - aber bewegungslos.
Nur manchmal, um Mitternacht, hebt er sein Schwert.
Dann aber nimm dich in Acht!
Sonst trifft dich seine ...
 

 

DAS BURGFRÄULEIN

Nachts bei Mondenschein
Erschien das Burgfräulein;
Manchmal etwas blässlich,
Doch meistens sehr verlässlich.

Nur wenn’s dem Burgfräulein
Nach nächtlichem Erschein’
Mal nicht zumute war
dann blieb es unsichtbar.

 

DER KLOPFGEIST

Wenn Düsternis sich breitmacht
Und Grabesstille herrscht,
Und wenn du hörst, wie’s
Ganz leise
(klopft),

Dann könnte das ein Klopfgeist sein,
Der sich vermutlich vorstellt,
Es wäre sehr, sehr
Gruselig, wenn er...
(klopft).

Vielleicht gar bildet er sich ein
Nichts bliebe, so wie vorher
Und alles spielt verrückt
bloß weil er...
(klopft):

Radios laufen von alleine,
Gläser klirren laut im Schrank,
Uhren ticken schneller
Wasserhähne krähn,

Spiegel fangen an zu flackern,
Türen fallen von der Wand,
Fensterscheiben ächzen
Und der Kühlschrank bebt.

Doch leider, leider: alles das
Ist bisher nie geschehen
So sehr der Klopfgeist sich
auch Mühe gab. Denn:
In Wirklichkeit
passiert nichts
Wenn er...
(klopft).
 

 

BARON VON GNOMIUS

Baron von Gnomius
macht sich einen Spaß daraus,
jedermann und jede Frau,
egal, wo sie geht, steht, sitzt, liegt,
was sie tut oder spricht
nachzuäffen.

Sehr witzig!

Baron von Gnomius
ist vierhundertunddreiundsiebzig Jahre alt
ich frage mich, euch, ihn und uns
wie man in einem solch hochehrwürdigen Alter
nur so fürchterlich kindisch sein kann?!

Also nee...
 

 

 

Geister!: Presse

Kinder und Neue Musik, das sind zwei Welten, die angeblich nichts miteinander zu tun haben (...) Pustekuchen. Mit Melodien abseits von Dur und Moll können Kinder sehr wohl viel anfangen, wenn sie denn im richtigen Gewand daher kommen. (...) König nimmt die Kinder richtig ernst. Er weiß, dass sie immer neugierig sind. Aber das muss natürlich auch einen verstehbaren Zusammenhang haben.

(Lippische Landeszeitung, 14.11. 2006)

 

Die Tastenturmuhr signalisierte Glockenklang, die jaulenden und bizarren Klänge der Instrumente das Ächzen und Krächzen der toteon Seelen in den feuchten Gemäuern der Geisterburg. Der Kammerdiener im Frack mit weiß leuchtenden Handschuhen leitete wie ein vertriockneter Butler mit seiner zerbrechlichen Espenlaubstimme die Burgführung ein. (...) Pädagogik schlich sich ein: auf spielerische, lockere Weise und bemerkenswert komödiantisch. (...) Eine Oboe übersetzte die von den Kindern erfundenen Geisternamen in Klänge. Eine Bassklarinette mimte Höllengelächter. Ein Celloverwandelte sich in einen Klopfgeist. Ein Fagott irrte durch den „Nebel des Grauens“. Töne und Geräusche verbündeten sich. Das Material der zeitgenössischen Musik feierte Einzug in die kindliche Phantasie. Das war ganz wunderbar.

(Die Rheinpfalz, 13. Juni 2006)